Bevor der Vorhang fällt, fallen zwei Schüsse und das Publikum wird in die Pause entlassen. Dort darf es sich schon mal Gedanken machen, wie es im Tatort mit dem Titel „Mordsgelüste“ weitergehen könnte. Schon die erste Halbzeit beim VfL-Theaterabend in der Steinachtalhalle ist eine „Mordsgaudi“. Das Ehepaar Paul und Paula, reich geworden durch eine Toilettenpapier-Fabrik, aber arm an Gefühlen füreinander, wirft sich nur noch Gemeinheiten an den Kopf. Bei einem „Mordservice“ haben sie sogar beide parallel einen Killer bestellt, um die ehemals bessere Hälfte beseitigen zu lassen. Ehen werden ja bekanntlich im Himmel geschlossen. Dort treffen sich Paul und Paula (Thomas Eisenbeiß und Carola Reinhard) am Ende des zweiten Akts auch kurzfristig wieder. Dank des Allmächtigen (Philipp Jakob) dürfen sie zurück auf die Erde und es nochmals miteinander versuchen. Nicht das Killerkommando vom Mordservice hatte sie ins Jenseits befördert, sondern ein Stromschlag. Giovanni, der italienische Hausmeister in ihrer Villa, hatte da was falsch verlegt. Der Italiener ist mit Berta, der gewitzten Haushälterin verheiratet, die in ihrem Revier kein bisschen mehr arbeitet als unbedingt nötig. Giovanni (Rüdiger Abfalterer) und Berta (Petra Wiesinger) agieren, als seien ihnen die Rollen auf den Leib geschneidert.Und was ist mit der flippigen Fabrikantentochter Ricki alias Petra Straile? Sie leidet unter dem Streit der Eltern und sucht via Facebook nach einer Eheberaterin, die Hausbesuche macht. Ins Haus kommt aber nur das Killer-Duo Charlie (Karl Stumpf) und Lara (Barbara Busch) samt der Aufpasserin Josefine (Annette Stefan). Am Tatort ermitteln später Oberinspektor Stefan Derrick (Karl Brand) und Jane Marple (Evegret Tröster-Busch). Noch ein „Promi“ ist auf der Bühne präsent: Beris Bocker, dargestellt von David Donke. Er ist der Tennislehrer von Paula, der mit ihr des Geldes wegen ein Verhältnis hat und gleichzeitig mit der Tochter zu Gange ist. Immer wieder werden einige Schauspieler von ihrem Gewissen heimgesucht, dargestellt von Karin Stumpf, die sich in weißer Kleidung hinter den jeweiligen Personen platziert und die rote Flagge hisst, wenn von etwas Verbotenem die Rede ist. Klingt alles etwas kompliziert. Doch Autorin und Regisseurin Sandra Tietze, die in dem Stück die Rolle von „Fräulein Schäufele“, Chefin der Agentur „Mordservice“ übernimmt, hat zusammen mit ihrem Kreativ- Team, bestehend aus Petra Wiesinger, Carola Reinhard und Annette Stefan, den Handlungsstrang geschickt zusammengeflochten. Dass sich der Fleiß der Stückeschreiberinnen gelohnt hatte, war offensichtlich, denn das Stück war wieder einmal ein voller Erfolg.